Radiologie
In der Nuklearmedizin werden Stoffwechsel- und andere biologische Vorgänge mit Hilfe von schwach radioaktiv markierten Substanzen (Radiopharmaka) untersucht. Die dabei in den Stoffwechsel eingeschleusten so genannten Radioisotope besitzen die gleichen chemischen und biologischen Eigenschaften wie natürlicherweise im menschlichen Organismus vorkommende Elemente. Nuklearmedizinische Untersuchungen sind mit einer geringen Strahlenexposition verbunden.
In der Diagnostik wird zu fast 90 % das Radioisotop Technetium-99m (99m-Tc) verwendet. Aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit von ca. 6 Stunden und seiner Strahlenenergie von 140 Kiloelektronenvolt eignet es sich besonders für verschiedenste nuklearmedizinische Untersuchungen.
Bei der Radiojod- und Isotopentherapie werden Radioisotope verwendet, die eine längere Halbwertszeit von bis zu mehreren Tagen aufweisen und sogenannte Betastrahler sind. In diesem Fall ist die Strahlendosis durch die Betastrahlung erwünscht und von therapeutischem Nutzen.
Untersuchungsablauf
Bei der Untersuchung wird Ihnen eine radioaktiv markierte Substanz in der Regel über die Armvene injiziert. Nach einer unterschiedlich langen Wartezeit werden meist mehrere Aufnahmen mit einem Aufnahmegerät angefertigt, das als Gammakamera bezeichnet wird. Während der Wartezeit sind Sie in keiner Weise beeinträchtigt und können in dieser Zeit viel trinken, damit der Anteil der Substanz, die nicht in das zu untersuchende Organ eingelagert wird, über die Nieren ausgeschieden wird.
In der Regel liegen Sie bei der Aufnahme selbst auf einer Liege. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft und stellt für Sie keine Belastung dar. Wichtig ist, dass Sie während der ganzen Untersuchung ruhig liegen bleiben.
Dauer der Untersuchung
Nach der Injektion des Radioisotops ist eine unterschiedlich lange Wartezeit erforderlich, bis sich die Substanz im Bereich der untersuchten Region anlagert. Die Untersuchung mit der Gammakamera selbst dauert in der Regel ca. 30 Minuten. Die Vorbereitung und die Untersuchung selbst erstreckt sich in der Regel über den gesamten Vormittag. Sie müssen in der Regel nicht nüchtern sein.
Schilddrüsenszintigraphie
Bei der Schilddrüsenszintigraphie handelt es sich um ein Funktionsbild der Schilddrüse, mit dessen Hilfe Aussagen über Lage, Größe und Form des Organs, sowie über „kalte“, „heiße“ Knoten oder andere Funktionszustände getroffen werden können. Für die Schilddrüsenszintigraphie wird Ihnen eine geringe Dosis des radioaktiven Isotops 99m-Tc-Pertechnetat in die Armvene injiziert. Nach 15 – 20 Minuten Wartezeit wird dann mit der Gammakamera eine Aufnahme Ihrer Halsregion in sitzender oder liegender Position angefertigt. Die Untersuchung selbst dauert nur ca. 5 Minuten.
Bitte beachten Sie, dass Sie innerhalb von 6 Wochen vor Ihrem Termin zur Schilddrüsenszintigraphie keine Untersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel, wie es z.B. bei einer Computertomographie oder der radiologischen Nierendarstellung verwendet wird, erhalten haben dürfen. Am Tag der Untersuchung sollten Sie Ihre Schilddrüsenmedikamente nicht einnehmen.
Knochenszintigraphie
Der Knochen des Erwachsenen unterliegt einem ständigen Umbau. Krankhafte Prozesse führen zu einem beschleunigten Knochenstoffwechsel, bei dem entweder der Anbau oder der Abbau von Knochensubstanz überwiegt.
Bei Geschwülsten, Metastasen und Entzündungen des Knochens oder Gelenks sowie bei anderen Knochenerkrankungen kommt es zu einem vermehrten Knochenumbau, der mit Radiopharmaka dargestellt werden kann. Die Radiopharmaka werden jedoch nicht in Knochentumorzellen selbst, sondern in den umgebenden aktiven Knochenumbauzonen abgelagert.
Für die Knochenszintigraphie wird Ihnen das radioaktive Isotop Technetium-99m in die Armvene injiziert. Das Isotop ist für diese Untersuchung an den Träger Methylendiphosphonat (MDP) gekoppelt, der sich speziell an die Knochensubstanz anlagert. Die Wartezeit, bis sich die Substanz in die Knochen eingelagert hat, beträgt mehrere Stunden.
Die Ganzkörper-Aufnahmen dauern ca. 30 Minuten, in denen die Gammakamera einmal über Ihren Körper hinweg fährt.


Lungenszintigraphie
Bei der Lungenszintigraphie wird die Durchblutung der Lunge beurteilt. Dies ist sehr wichtig, wenn der Arzt den Verdacht hat, dass eine Lungenembolie vorliegen könnte. Bei einer Lungenembolie ist ein Teil der Lunge nicht durchblutet, da beispielsweise ein Gerinnsel das Blutgefäß in der Lunge verstopft. Die Lungenszintigraphie erlaubt eine Aussage darüber, ob Ihre Lunge normal durchblutet ist oder nicht.
Zur Darstellung der Lungendurchblutung werden Ihnen Eiweißpartikel, die mit dem radioaktiven Isotop Technetium-99m markiert sind, in die Armvene injiziert. Direkt im Anschluss werden 6 bis 8 Aufnahmen Ihrer Lunge aus verschiedenen Positionen aufgenommen, wovon jede einzelne Aufnahme 2 bis 4 Minuten dauert.
Nierenszintigraphie
Zu den wichtigen Aufgaben der Nieren gehören die Steuerung des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie des Säure-Basen-Gleichgewichtes. Pro Tag durchströmen ca. 1500 Liter Blut die Nieren, aus denen sie ca. 1,5 Liter Harn filtrieren. Über den Harn werden giftige und / oder überflüssige Stoffwechselprodukte aus dem Körper ausgeschieden.
Mit Hilfe der nierengängigen radioaktiv markierten Substanz 99m-Tc-Mercapto-Acetyl-Triglycin, die über das Blut in die Nieren gelangt, kann man die Funktion der Nieren untersuchen. Zudem lassen sich krankhafte Prozesse wie Fehlbildungen, Entzündungen, Tumore oder Gefäßveränderungen und Gewebeinfarkte nachweisen. Wir führen auch Nierenszintigraphien bei Kindern mit der Frage nach angeborenen Funktionsstörungen durch.
Nach Injektion des Radiopharmakons startet die Untersuchung, die ca. 30 Minuten dauert. Die Gamma-Kamera befindet sich unter Ihnen und macht alle 15 – 30 Sekunden Aufnahmen. Nach 20 und 28 Minuten wird jeweils Blut abgenommen, mit dem man die Funktionsfähigkeit der Nieren errechnen und bestimmen kann.
Myokardszintigraphie
Die Myokardszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung des Herzens. Dabei injiziert der Arzt dem Patienten eine radioaktiv markierte Substanz, die mit dem Blutstrom zum Herzmuskel gelangt und sich dort kurzzeitig anreichert. Die Gammakamera macht die Strahlung sichtbar und das entstehende Bild zeigt die Verteilung der radioaktiven Substanz im Herzen. Während ausreichend durchblutete Bereiche des Herzens die Substanz gut aufnehmen können, können schlechter durchblutete Bereiche die Substanz weniger gut aufnehmen. Die Myokardszintigraphie kann so zeigen, ob und in welcher Region Durchlutungsstörungen des Herzens vorliegen. Zudem kann sie Schäden im Herzmuskel nach einem Herzinfarkt („Narben“) nachweisen.
Während der Untersuchungen müssen Sie wie bei einem Belastungs-EKG (Ergometrie) Fahrrad fahren. Sie sind dabei über EKG-Elektroden und einer Blutdruckmanschette mit Messgeräten verbunden. Nach dem Ende dieses Trainings spritzt Ihnen der Arzt die radioaktiv markierte Substanz, sie müssen sich hinlegen und die Gammakamera fertigt Bilder des Herzens an. Nach einer Pause werden am selben Tag weitere Bilder ohne körperliche Belastung aufgenommen.

