Blutungsquellendiagnostik
Eine Subarachnoidalblutung (SAB) ist eine Blutung zwischen der mittleren Hirnhaut (Arachnoidea oder Spinnwebshaut) und der inneren Hirnhaut (Pia mater oder weiche Hirnhaut), der mit Hirnwasser (Liquor cerebrospinalis) gefüllt ist. In diesem schmalen, spaltförmigen Raum rund um das Gehirn verlaufen sehr viele Blutgefäße. Platzt ein Gefäß, bevor es in das Hirngewebe eintaucht, breitet sich das austretende Blut im Subarachnoidalraum aus und drückt von außen auf das Gehirn. Im Gehirngewebe selbst liegt aber keine Blutung vor. Hier erfahren Sie mehr über die Auslöser und Gefahren einer Subarachnoidalblutung.
Subarachnoidalblutung: Ursachen
Etwa fünf Prozent aller Schlaganfälle werden durch eine spontane (nicht-traumatische) Subarachnoidalblutung verursacht. In Mitteleuropa und den USA erleiden jährlich ungefähr sechs bis neun von 100.000 Menschen eine SAB. Meist tritt eine Subarachnoidalblutung zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf, im Mittel jedoch im Alter von 50 Jahren. Dabei sind Frauen etwas häufiger betroffen als Männer.
In etwa 85 Prozent der Fälle entsteht eine Subarachnoidalblutung durch das Aufreißen eines sogenannten Aneurysmas im Gehirn: Dabei handelt es sich um eine Gefäßfehlbildung in Form einer sackartigen Erweiterung der Gefäßwand. Im Bereich dieser Aussackung ist die Gefäßwand weniger fest als normalerweise und kann leicht einreißen – die Folge ist eine Subarachnoidalblutung.
Das Einreißen des Aneurysmas ist nicht an eine bestimmte Krankheit gekoppelt, sondern geschieht häufig bei voller Gesundheit ohne vorherige Beschwerden, oft selbst in völliger Ruhe. Bei einigen Menschen geht der Subarachnoidalblutung eine körperliche Anstrengung voraus, zum Beispiel schweres Heben, erschwerter Stuhlgang (starkes Pressen) oder Geschlechtsverkehr. Ursache für das Platzen des Aneurysmas kann auch ein plötzlicher Blutdruckanstieg sein.
Seltene Auslöser einer Subarachnoidalblutung sind zum Beispiel Schädel-Hirn-Verletzungen, Sinusvenenthrombosen (Blutpfropf in einem bestimmten Gehirngefäß), Gefäßentzündungen, Gerinnungsstörungen, Tumoren, Infektionen und Vergiftungen (etwa mit Alkohol, Kokain, Amphetaminen, Medikamenten). Trotz intensiver Suche kann bei manchen Betroffenen gar keine Ursache für die Subarachnoidalblutung gefunden werden.
Subarachnoidalblutung: Risikofaktoren
Als vermeidbare Risikofaktoren für eine Subarachnoidalblutung gelten Bluthochdruck, Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss und der Konsum von Kokain. Nicht vermeidbare Risikofaktoren einer SAB sind zum Beispiel das Alter, einer bereits früher aufgetretene SAB, das Auftreten von SAB in der Familie und genetische Faktoren. Auch zurückliegende Schädel-Hirn-Verletzungen, in deren Folge sich eine Gefäßwandaussackung gebildet hat, können eine Subarachnoidalblutung zur Folge haben.
Subarachnoidalblutung: Symptome
Leitsymptome der Subarachnoidalblutung sind schlagartig auftretende, heftigste, noch nie erlebte Kopfschmerzen, die sich rasch vom Nacken oder von der Stirn über den ganzen Kopf und innerhalb der folgenden Stunden auch in Richtung Rücken ausbreiten. Dieser „Vernichtungskopfschmerz“ wird oft von Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu und Nackensteifigkeit (Meningismus) begleitet. Je nach Ausmaß der Subarachnoidalblutung können sich zudem Bewusstseinsstörungen bis hin zu tiefem Koma einstellen.
Daneben kann eine Subarachnoidalblutung auch zu weiteren Symptomen führen wie etwa Anstieg oder Abfall des Blutdrucks, Schwankungen der Körpertemperatur und Veränderungen der Puls- und Atemfrequenz. Je nach Lokalisation und Ausmaß der Blutung können zudem Lähmungserscheinungen und (seltener) epileptische Anfälle auftreten.
Fünf Grade der Subarachnoidalblutung
Experten in Deutschland teilen die Schwere einer Subarachnoidalblutung in fünf Grade (Hunt und Hess-Einteilung) ein. Diese richten sich nach der Ausprägung der Beschwerden und können in Bezug gesetzt werden mit dem Punktwert in der sogenannten Glasgow-Coma-Skala (GCS): In dieser Skala erhält der Patient bei der Untersuchung am Unfallort für bestimmte Reaktionen (wie Augenöffnen, Reaktion auf Schmerzreize und sprachliche Äußerungen) jeweils eine definierte Punktzahl. Die Punkte werden schließlich addiert. Der schlechteste Wert ist drei, der beste 15.
- Hunt und Hess Grad I: keine oder nur leichte Kopfschmerzen, eventuell leichte Nackensteife, GCS-Wert 15.
- Hunt und Hess Grad II: mäßige bis starke Kopfschmerzen, Nackensteife, keine neurologischen Defizite außer Hirnnervenstörungen durch direkten Druck des ausgetretenen Blutes auf die Hirnnerven, keine Bewusstseinsveränderung, GCS-Wert 13-14.
- Hunt und Hess Grad III: Benommenheit oder Schläfrigkeit, Verwirrtheit und/oder leichte neurologische Ausfälle (Lähmungen, Sensibilitätsstörungen), GCS-Wert 13-14.
- Hunt und Hess Grad IV: starke Bewusstseinsstörung/tiefster Schlafzustand (Sopor), mäßige bis schwere unvollständige Halbseitenlähmung (Hemiparese), vegetative Störungen (wie Störungen der Atmung oder Temperaturregulation), GCS-Wert 7-12.
- Hunt und Hess Grad V: tiefes Koma, keine Lichtreaktion der Pupillen, Hinweise in der neurologischen Untersuchung auf eine Einklemmung des Gehirns durch den zu hohen Druck im Schädel, GCS-Wert 3-6.